Führt das „Computerspielen“

in einer Sucht?

 

Menschen mit einem Spielehintergrund sind häufig auf sich allein gestellt. Dennoch muss hier eine Abgrenzung zwischen einer Spielsucht und Hobby erkennbar gemacht werden.

 

Meine Arbeit mit Spielern (Spiele im Internet) zeigt mir, dass Spielsucht durchaus eine fortschreitende und eine derzeit nicht einzuschätzende Krankheit ist, die kaum, vielleicht sogar niemals geheilt werden kann. Die Spielsucht scheint eine emotionale Erkrankung zu sein. Es können Möglichkeiten erarbeitet werden, die die Spielsucht zum Stillstand bringen bzw. nicht ausweiten lassen.

 

Immer wieder stelle ich fest, dass Kinder und junge Erwachsene, die ein wohlhabendes Elternhaus haben, durchaus häufiger von einer Spieleproblematik betroffen sind als andere. Es fehlt häufig an elterlichen Zuwendung, es fehlt an Zeit für gemeinsame Unternehmungen.
Zeit für Gespräche oder sonstige Gemeinsamkeiten fehlen ebenso häufig. Die Personengruppen fangen im frühen Alter bereits an, viel fernzusehen,auch Filme, die nicht altersgerecht sind.

 

Als nächstes werden diese Personen auch mit Spielekonsolen, Mobilfunktelefonen und nicht zuletzt mit einem Computer ausgestattet. Hier wird durch die Verantwortungslosigkeit der Eltern, Erzieher,Betreuer etc. eine unkontrollierte Gesellschaft einen Zugang zu einer evtl. beginnenden Sucht, dabei ist es egal welche Art von Geräten zur Verfügung gestellt werden, ermöglicht. Gleichzeitig möchte ich jedoch an dieser Stelle erwähnen, dass es auch aus anderen Schichten Personen gibt, die ebenfalls betroffen sind. Leider ist es mir nicht möglich, diese zahlenmäßig zu benennen.

 

Seit sieben Jahren bin ich nun dabei und stelle fest, dass es eine Richtung gibt. Es werden mehr Menschen in Zukunft spielen als angenommen wird. Es wird eine neue Gesellschaftsform geschaffen.

 

Mein persönlicher Eindruck ist, dass sich aus gewissen Spielformen eine Verhaltensauffälligkeit abzeichnet, die zu einer evtl. Kriminalität führen kann. Hinsichtlich dieser und vieler anderen Möglichkeiten muss sicherlich eine wissenschaftliche Bereitschaft, ein Forschungsauftrag erteilt werden, um unsere ersten Erfahrungen empirisch abzusichern.

 

Wo müssen wir in der Zukunft

also ansetzen?

 

Wie sieht der Spieler sich selbst?

 

Spielsüchtige sehen sich grundsätzlich nicht als Süchtige an. Sie bezeichnen sich vor ihrem ersten Kontakt mit mir und auch vor anderen als ‘moralisch schwach’ oder ‘schlecht’ (ein gestörtes Selbstwertgefühlt ist vorhanden). Ich beobachte immer wieder, dass der Klient sich hier jedoch verstrickt, aus dem leidvollen Zwiespalt einerseits keine Verantwortung für seine Schritte zu übernehmen, anderseits sich durch die Entscheidungen der beteiligten Bezugspersonen bzw. Institutionen bevormundet zu fühlen (sofern er welche hat) in einem beginnenden Machtkampf.

 

Er neigt zur Verweigerung von Kommunikation sowie jeglicher Mitarbeit, bei starker innerlicher Anspannung. Der Klient hat Schwierigkeiten, sich alltäglichen, auch altersüblichen sozialen Kontakte anzuschließen, dort in altersgemäßer Weise individuell aktiv zu sein, diesbezgl. massive Probleme insofern, dass der Klient dazu neigt, sich eher in seine Wohnung zurückzuziehen, wo dann wohl auch schwerwiegend zu bezeichnende soziale Inaktivität vorhanden ist. (Das gilt gleichermaßen auch für erwachsene Spieler)

 

Es ist in den Gesprächen deutlich darstellbar, dass hinsichtlich des Fühlens, Wollen und Handelns die Übereinstimmungen verloren gehen. Im Computer spielen bedeutet immer, sich teilweise aus seiner persönlichen Geschichte zu lösen. Der Klient ist sich nicht mehr er selbst.

 

Ich beobachte eine Zufriedenheit und Ausgeglichenheit, die der Klient in seiner bzw. dieser virtuellen Welt erlebt. Er erlangt dort einen Status der Macht, das heißt, je weniger er er selbst ist, desto eher wird er als Sieger hervorgehen. Endlich kompetent und nicht mehr wie fremd in „dieser“ seiner Welt. Manche der dort Spielenden haben bis zu sechs unterschiedliche Identitäten, die sich gegenseitig kpl. ausschließen. Auch stelle ich fest , dass viele süchtige Spieler über lange Zeiträume gar nicht spielen, bis sie unter bestimmten Voraussetzungen -in einem Augenblick der Unachtsamkeit- wieder anfangen, wie besessen zu spielen, ohne auch nur im geringsten an die Folgen zu denken.

 

Was ist nun eine Spielsucht, und wie ist diese zu verstehen? Für einen süchtigen Spieler hat der erste Spieleinsatz (erste Wette) dieselben Folgen wie das erste Glas Alkohol für einen Alkoholiker.

 

Es ist eine Frage der Zeit, früher oder später fällt er in das alte, selbstzerstörerische Suchtverhalten zurück. Ein Spieler, der erst einmal die unsichtbare Schwelle zum leichtsinnigen und unkontrollierten Spiel überschritten hat, wird die Kontrolle über das Spielen (Spielverhalten) auch zu einem späteren Zeitpunkt niemals wieder zurück erlangen. Der Spieler, der es aus einem Hobby heraus betreibt, Spielt kontrolliert und hat sich unter Kontrolle.

 

Er pflegt soziale Kontakt und bewegt sich auch in seiner Umwelt, etwas; das der Spielsüchtige nicht mehr aufweisen kann, das ihm verloren gegangen ist.

  • Es treten verminderte Kontrollfähigkeiten bezüglich Beginn, Beendigung und Dauer des Computerspielens auf.
  • Er hat Entzugserscheinungen (Nervosität, Unruhe, Schlafstörungen, Aggressionen werden frei)
  • Nachweis einer Toleranzentwicklung (Steigerung der Häufigkeit oder Intensität/Dauer des Computerspielens), gestörter Tag – Nacht Rhythmus
  • Zunehmende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen
  • Anhaltend exzessive Computerspielen trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen
  • Keine größeren Auseinandersetzungen bei Restriktionen
  • Verweigerung bei Einhaltung von Regeln
  • Er scheint zunehmend gefühlloser zu werden/sein

 

Sollten alle Bemühungen außerhalb einer stationären Unterbringung gescheitert sein (durch Therapeuten, Berater etc.), so müssen weitere Schritte gegangen werden.

 

Bei einer Zeitüberschreitung von mehr als einem Jahr und erfolglosen Therapien halte ich es bei dieser Personengruppe für erforderlich, dass diese in einer stationären Unterbringung (Akutbehandlung) mit entsprechenden Menschen, Therapeuten, die den Klienten wieder ins reale Leben integrieren, untergebracht werden.

 

Ziel dieser Unterbringung muss sein, den Klienten auch ein möglichst selbstständiges Leben mit eigenen Einkommen in Zukunft außerhalb einer Einrichtung zu ermöglichen.

 

Vorsicht ist jedoch allemale geboten in der Abgrenzung zwischen einer Spielsucht und einem Hobby. Leider wissen wir immer noch nicht, wann ein Suchtpotential tatsächlich erreicht ist. Es ist völlig unerforscht, inwieweit es für unsere Klienten nur eine Übergangsphase sein kann, nach dem sie wieder zu einem normalen ( zeitlich orientiert) Computerkonsum übergehen.

 

Erscheinungsformen

 

Störung der Interaktionen:

  • ist scheu und macht einen misstrauischen Eindruck
  • zeigt ein unsicheres Auftreten
  • neigt zu Rückzugsverhalten
  • Sozial isoliert
  • wirken häufig sensitiv
  • 

Störung des Antriebs, Aufmerksamkeit und Impulskontrolle

  • wirkt antriebsarm
  • gehemmt
  • lustlos
  • 

Störung der Psychomotorik:

  • Wenig Mimik
  • 

Störung der Aussprache:

  • meistens undeutlich
  • auch häufig sehr leise
  • 

Störung von Stimmung und Affekt:

  • interessenlos, interessiert sich für nichts mehr
  • wirkt traurig und verstimmt
  • ein depressiver Eindruck entsteht
  • macht eine hoffnungslosen Eindruck
  • wirkt apathisch
  • erscheint affektarm
  • Konsum von Alkohol und Drogen
  • Neigung zum Alkoholkonsum
  • Rauschmittel wie rauchen etc.
  • Medikamentenmissbrauch

 

Störung der Vitalität: 

  • gestörtes Essverhalten
  • Übergewichtig
  • evtl. Körperchemastörung